An der österreichisch-tschechischen Grenze liegend teilte der Ort die wechselvolle Geschichte Österreichs. Im 18. Jahrhundert wurde Karlstein ein wichtiges Zentrum der Uhrenindustrie (Horologenland) - was es vor allem wegen der Uhrenfachschule bis heute geblieben ist.
Das Gebiet um Karlstein wurde etwa im 12. Jahrhundert gerodet, besiedelt und urbar gemacht.
Die 1. Nennung der meisten Ortsnamen finden wir in der PRIMA FUNDATIO des Stiftes St. Georgen (Herzogenburg) wonach dieses Stift unter anderen in folgenden Orten Zehentrechte hatte:
Gotfridt Slag, Munichreytt, Chadelstain, Gossenreytt, Sleter, Griespach, Hachenbart, Ekkrensdorf, Gerhardsdorff, Tures, Minus Tures, Tumen und Gruenpach.
Münchreith (= von Mönchen gerodet) geht auf eine Schenkung des Grafen von Raabs an das Kloster Garsten zurück (um 1150).
Erste urkundliche Nennung
Karlstein wird 1188 in einer Urkunde der Klöster Pernegg und Geras erstmals erwähnt.
Die rasche Besiedelung des sogenannten Nordwaldes führte zu Feindseligkeiten zwischen Böhmen und Österreich, die 1179 in einem Schiedsspruch des Kaisers Friedrich Barbarossa bereinigt wurden. Die damals festgelegte Grenze zwischen den beiden Herzogtümern verlief etwas nördlich der heutigen Staatsgrenze.
In den folgenden Jahrhunderten wurde das Grenzgebiet immer wieder von feindlichen Heeren heimgesucht (Böhmenkönig Ottokar, Hussiter, Ungarnkönig Mathias Corvinus).
Nach der Niederwerfung des Baueraufstandes 1597 hatte man den Anführer Andreas Schrembser vermutlich in der Burg Karlstein festgesetzt, bevor er in Waidhofen/Thaya gevierteilt wurde.
1645 belagerten die Schweden vergeblich die Burg Karlstein.
Nach dem 1. Weltkrieg (1919/20) war der ungarische Revolutionär Bela Kun in Karlstein interniert.
Kirchengeschehen im Wandel der Zeit
Die Pfarren Obergrünbach und Münchreith waren anfangs Vikariate der Mutterpfarre Raabs und wurden 1560 selbständig. Infolge der Reformation war Münchreith von 1621 bis 1810 eine Filiale von Obergrünbach. Die Schloßkapelle in Karlstein besteht seit dem 16. Jahrhundert. 1898 - 1899 wurde im Markt die Filialkirche errichtet.
1680 nennen die Kirchenmatriken erstmals einen "Horologen" (Uhrmacher). Die Uhrenerzeugung erreichte um 1840 ihren Höhepunkt. Damals wurden von 285 Beschäftigten jährlich 140.000 Uhren erzeugt. Aus der Uhren-Hausindustrie entwickelte sich die heutige feinmechanische Industrie, deren Betriebe Ihre Erzeugnisse größtenteils exportieren.
Uhrmacherhandwerk als Tradition
Die alte Tradition führte 1874 zur Gründung der einzigen Uhrmacher Fachschule Österreichs. Seit 1993 gibt es neben den Abteilungen Mikroelektronik und Uhrmacher auch die Höhere Technische Bundeslehranstalt (HTBLA).
Als Zentrum des "Horologenlandes" wird Karlstein 1732 bzw. 1784 als "Markt" genannt.
Seit mehr als 250 Jahren ist das Uhrmacherhandwerk in Karlstein daheim. Karlsteiner Uhren wurden von Wanderhändlern in alle Teile der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gebracht. Aus den ehemaligen Uhrenfabriken entwickelte sich die heutige feinmechanische Industrie, deren Betriebe ihre Erzeugnisse größtenteils exportieren.
12 Ortschaften
Seit der Gemeindezusammenlegung 1967-71 umfaßt die Marktgemeinde Karlstein folgende zwölf Ortschaften: Obergrünbach, Thuma, Hohenwarth, Müchreith, Göpfritzschlag, Griesbach, Wertenau, Schlader, Goschenreith, Thures, Eggersdorf und eben Karlstein.
Verein Freunde der Heilkräuter
1978 gründete Pfarrer Karl Rauscher den Verein Freunde der Heilkräuter, der zu einer Bewegung im ganzen deutschsprachigem Raum geworden ist. 1979 kam der anerkannte Heilkräuterfachmann Pfarrer Hermann Josef Weidinger nach Karlstein und ab 1980 nahm er sich des begonnenen Werkes an.
Am 21.3.2004 verstirbt der wohl bekannteste Karlsteiner: "Kräuterpfarrer" Hermann Josef Weidinger.
Am 29.8.2006 verstirbt der beliebte Karlsteiner Gastwirt Ernst Pohnitzer.
Historische Ansichtskartensammlung
Es gibt eine Reihe von Postkarten mit Motiven aus Karlstein, die die Zeiten und Veränderungen in der Gemeinde Karlstein sehr gut dokumentieren.
Die Ansichtskarten stammen aus der umfangreichen Privatsammlung von Frau Dr. Christine Kasper.